Liebe Interessierte,
ich möchte gerne darauf hinweisen, dass
Roland van Vliet am
Freitag, 8. Juni 2012 um 20°° Uhr
zunächst einen Vortag über den ungeteilten Willen,
und am Sa. & So. ein Seminar hält.
Ort: Kultur- und Werkhof "Nauwieser19" in Saarbrücken
Unten hänge ich wichtige Teile aus
einem Vortrag von Rudolf Steiner an.
Mit freundlichen Grüßen
DER MANICHÄISMUS
Aus:
Rudolf Steiner
Die Tempellegende und die Goldene Legende GA 93
Wirhaben ja wunschgemäß etwas über Freimaurerei zu sprechen. Diese kannman aber nicht verstehen, bevor nicht die ursprünglichenGeistesströmungen betrachtet werden, die mit der Freimaurerei in derWeise in Zusammenhang stehen, dass die Freimaurerei sozusagen aus ihnenhervorgegangen ist. Eine noch wichtigere Geistesströmung als die derRosenkreuzer war die des Manichäismus. Wir müssen also eigentlichzuerst über diese viel wichtigere Bewegung sprechen und können dannspäter einmal auch auf die Freimaurerei ein Licht werfen.
Wasich dazu zu sagen habe, hängt zusammen mit verschiedenen Dingen, die indas gegenwärtige und zukünftige Geistesleben hineinspielen. Und umIhnen zu zeigen, dass man, wenn man in diesen Gebieten tätig ist,immerfort auf etwas Bezug nehmen muss, wenn auch versteckt, so möchteich nur einleitend darauf hinweisen, dass ich bei wiederholterGelegenheit das Faust-Problem als ein besonders wichtiges für das neueGeistesleben bezeichnet habe. Und darum ist auch im ersten Heft desLuzifer die moderne Geistesbewegung mit dem Faust-Problem inZusammenhang gebracht. So wie ich es in meinem Luzifer-Aufsatzgebracht habe, ist nicht ohne eine gewisse Begründung auf das FaustProblem angespielt.
Umdie Dinge, um die es sich dabei handelt, in Zusammenhang zu bringen,müssen wir also zunächst ausgehen von einer Geistesrichtung, die unsgeschichtlich zuerst entgegentritt etwa im 3. Jahrhundert. Es ist diesjene Geistesrichtung, die ihren großen Bekämpfer im heiligen Augustinus gefundenhat, trotzdem er, bevor er zur katholischen Kirche übergetreten ist,Anhänger dieser Richtung war. Wir müssen sprechen über denManichäismus, der durch eine Persönlichkeit begründet wurde, die sichselbst als Mani bezeichnete und etwa im 3. Jahrhundert nachChristi Geburt lebte. Ausgegangen ist die Bewegung von einer Gegend,die damals beherrscht wurde von den Königen Vorderasiens; sie ist alsovon den Gegenden des westlichen Kleinasien ausgegangen. Dieser Manibegründete eine Geistesströmung, die ja zuerst eine kleine Sekteumfasste, die aber zu einer mächtigen Geistesströmung wurde. Diemittelalterlichen Albigenser, Waldenser und Katharer sind dieFortsetzung dieser Geistesströmung, zu der auch der ja noch für sich zubesprechende Templerorden und ebenso durch eine merkwürdigeVerkettung der Verhältnisse das Freimaurertum gehören. Hier hineingehört das Freimaurertum eigentlich, obgleich es sich mit anderenStrömungen, zum Beispiel dem Rosenkreuzertum verbunden hat.
Die äußere Geschichte, die und von Mani erzählt wird, ist höchst einfach. *
Eswird gesagt, dass in den Gegenden Vorderasiens ein Kaufmann lebte, deraußerordentlich gelehrt war. Er verfasste vier bedeutsame Schriften:erstens die Mysteria, zweitens die Capitola, drittens das Evangelium,viertens den Thesaurus. Ferner wird erzählt, dass er bei seinem Toddiese Schriften hinterlassen habe seiner Witwe, die eine Perserin war.Diese Witwe wiederum hinterließ sie einem Sklaven, den sie losgekauftund freigelassen habe. Der sei der besagte Mani gewesen, der dann ausdiesen Schriften seine Weisheit gezogen habe, aber außerdem in dieMysterien des Mithrasdienstes eingeweiht gewesen war. Er hat dann dieseBewegung des Manichäismus ins Leben gerufen. Man nennt den Mani auchden Sohn der Witwe und seine Anhänger die Söhne der Witwe. Erselbst aber, Mani, bezeichnete sich als Paraklet, als den vonChristus der Menschheit versprochenen Heiligen Geist. Nun ist das soaufzufassen, dass er sich bezeichnete als eine Inkarnationjenes Heiligen Geistes; nicht etwa meinte er, dass er der alleinigeHeilige Geist sei. Er stellte sich vor, dass dieser Heilige Geist inWiederverkörperungen erscheint und bezeichnete sich als eine solche Wiederverkörperung des Geistes.
DieLehre, die er verkündigte, wurde von Augustinus, als dieser zurkatholischen Kirche übergetreten war, in der lebhaftesten Weisebekämpft. Augustinus stellte seine katholische Anschauung dermanichäischen Lehre gegenüber, die er durch eine Persönlichkeitvertreten lässt, die er Faustus nennt. Faustus ist im Sinne desAugustines der Kämpfer gegen das Christentum. Hier liegt der Ursprungdes goetheschen Faust mit seiner Anschauung des Bösen. Der Name Faustgeht zurück bis auf diese alte augustinische Lehre.
Manerfährt von der manichäischen Lehre gewöhnlich, dass sie sich vomabendländischen Christentum unterscheide durch ihre andere Auffassungdes Bösen. Während das katholische Christentum der Ansicht sei, dassdas Böse beruhe auf einem Abfall vom göttlichen Ursprung, auf einemAbfall ursprünglich guter Geister von Gott, so lehre der Manichäismus,dass das Böse ebenso ewig sei wie das Gute; dass es keine Auferstehungdes Leibes gebe und dass das Böse als solches kein Ende nähme. Es habealso keinen Anfang, sondern sei gleichen Ursprungs mit dem guten, undhabe auch kein Ende.
Wennsie in dieser Weise den Manichäismus kennenlernen, so erscheint erallerdings wie etwas radikal Unchristliches und wie etwas ganzUnverständliches.
Nunwollen wir der Sache auf den Grund gehen nach den Traditionen, die vondem Mani selbst herrühren sollen und prüfen, um was es sich daeigentlich handelt. Einen äußeren Anhaltspunkt zu dieser Prüfung gibtuns die Legende des Manichäismus, eine ebensolche Legende, wie ichIhnen neulich als Tempellegende erzählt habe. Alle solcheGeistesströmungen, die mit Einweihungen zusammenhängen, drücken sichexoterisch aus in Legenden. Nur ist die Legende des Manichäismus einegroße kosmische legende, eine Legende von übersinnlicher Art.
Dawird erzählt, dass einstmals die Geister der Finsternis anstürmenwollten gegen das Lichtreich. Sie kamen in der Tat bis an die Grenzedes Lichtreiches und wollten das Lichtreich erobern. Sie vermochtenaber nichts gegen das Lichtreich. Nun sollten sie und hier liegt einbesonders tiefer Zug, den ich zu beachten bitte -, nun sollten siebestraft werden von dem Lichtreich. Aber in dem Lichtreich gab esnichts irgendwie Böses, sondern nur Gutes. Also hätten die Dämonen derFinsternis nur mit etwas Gutem bestraft werden können. Was geschahalso? Es geschah folgendes. Die Geister des Lichtreiches nahmen einenTeil ihres eigenen Reiches und mischten diesen in das materielle Reichder Finsternis hinein. Dadurch, dass nun ein Teil des Lichtreichesvermischt wurde mit dem Reich der Finsternis, dadurch sei in diesemReich der Finsternis gleichsam ein Sauerteig, ein Gärungsstoffentstanden, der das Reich der Finsternis in einen chaotischenWirbeltanz versetzte, wodurch es ein neues Element bekommen hat,nämlich den Tod. So dass es sich fortwährend selbst aufzehrt und so denKeim zu seiner eigenen Vernichtung in sich trägt. Weiter wird erzählt,dass dadurch, dass dies geschehen ist, gerade das Menschengeschlechtentstanden sei. Der Urmensch sei eben gerade das, was vom Lichtreichher gesendet worden sei, um sich mit dem Reich der Finsternis zuvermischen und das, was im Reich der Finsternis nicht sein soll, zuüberwinden durch den Tod; es in sich selber zu überwinden.
Dertiefe Gedanke, der darin liegt, ist der, dass von seiten desLichtreiches das Reich der Finsternis überwunden werden soll nichtdurch Strafe, sondern durch Milde; nicht durch Waiderstreben dem Bösen,sondern durch Vermischung mit dem Bösen, um das Böse als solches zuerlösen. Dadurch, dass ein Teil des Lichtes hineingeht in das Böse,wird das Böse selbst überwunden.
Demliegt die Auffassung vom Bösen zugrunde, die ich oftmals als dietheosophische auseinandergesetzt habe. Was ist das Böse? Es ist nichtsanderes als ein unzeitgemäßes Gutes: um ein Beispiel anzuführen, dasvon mir schon öfters angeführt wurde: Nehmen wir an, dass wir es miteinem ausgezeichneten Klavierspieler und einem ausgezeichnetenKlaviertechniker zu tun haben, die beide vollkommen sind in ihrer Art.Zuerst muss der Techniker das Instrument bauen und es dann abgeben anden Spieler. Wenn dieser ein guter Spieler ist, wird er es inentsprechender Weise benützen und so sind beide gleichsam das Gute.Wenn aber nun der Techniker anstelle des Spielers in den Konzertsaalgehen und da herumhämmern wollte, dann wäre er am unrechten Ort. DasGute würde so zum Bösen. So sehen wir, dass das Böse nichts anderesist als das Gute am unrechten Ort.
Wenndas, was in irgendeiner Zeit außerordentlich gut ist, sich weitererhalten, starr werden wollte und nun das schon Fortgeschrittenebeeinträchtigen würde in seinem Gange, so wird es jetzt zweifellos einBöses, weil es dem Guten widerstreben würde. Nehmen wir an, dieleitenden Kräfte der Mondenepoche, der lunarischen Epoche, wenn siedort vollkommen waren in ihrer Art und ihre Tätigkeit hättenabschließen müssen, würden sich noch länger in die Entwickelungmischen. Dann müssten sie in der irdischen Entwickelung das Bösedarstellen. So ist das Böse nichts anderes als das Göttliche, denn inder anderen Zeit war das, was zur Unzeit das Böse ist, der Ausdruck desVollkommenen, des Göttliche.
Indiesem tiefen Sinne haben wir die manichäische Anschauung aufzufassen,dass das Gute und Böse im Grunde genommen von derselben Art, im Grundegenommen gleich in ihrem Anfang und gleich in ihrem Ende sind. Wenn Siediese Anschauung so auffassen, werden Sie verstehen, was eigentlich derMani anregen wollte. Auf der anderen Seite müssen wir aber zunächsterklären, warum sich Mani selbst den Sohn der Witwe nannte und warumsich seine Anhänger Söhne der Witwe nannten.
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Wennwir zurückgehen in die ältesten Zeiten, die vor unserer jetzigenWurzelrasse liegen, da war die Art und Weise, wie Manschen erkannten,Wissen erwarben, eine andere. Sie werden aus meiner Schilderung deratlantischen Zeit, und jetzt, wo das nächste Luzifer-Heft erscheint,auch aus der Schilderung der lemurischen Zeit ersehen, dass damalsalles Wissen zum Teil bis in unsere Zeit hinein beeinflusst ist vondemjenigen, was über der Menschheit steht. Ich habe öfters schonerwähnt, dass erst der Manu, der erscheinen wird in dernächsten Wurzelrasse, ein wirklicher Menschenbruder sein wird, währenddie früheren Manus übermenschlich, eine Art göttliche Wesen waren. Erstjetzt reift die Menschheit heran, um einen eigenen Menschenbruder alsManu zu haben, der von der Mitte der lemurischen Zeit an alle Stadienmit durchgemacht hat. Was geschieht also eigentlich während derEntwickelung der fünften Wurzelrasse? Es geschieht das, dass dieseOffenbarung, die Offenbarung von oben, die Leitung der Seele von obensich allmählich zurückzieht und die Menschheit den eigenen Wegenüberlässt, so dass sie ihr eigener Leiter wird.
DieSeele wurde nun in aller Esoterik (Mystik) die Mutter genannt; derUnterweiser der Vater. Vater und Mutter, Osiris und Isis, das sinddie zwei in der Seele vorhandenen Mächte: der Unterweiser, derjenige,der das unmittelbar einfließende Göttliche darstellt, Osiris, ist derVater; die Seele selbst, Isis, konzipiert, empfängt dasGöttlich-Geistige, sie ist die Mutter. Während der fünften Wurzelrassezieht sich nun der Vater zurück. Die Seele ist verwitwet, sollverwitwet sein. Die Menschheit ist auf sich selbst angewiesen. Sie mussin der eigenen Seele das Licht der Wahrheit suchen, um sich selbst zulenken. Alles Seelische wurde von jeher mit weiblichen Sinnbildern zumAusdruck gebracht. Deshalb wird dieses Seelische welches heute imKeim vorhanden ist und später vollständig entwickelt sein wird -,dieses sich selbst lenkende Seelische, das den göttlichen Befruchternicht mehr vor sich hat, das wird von dem Mani als Witwe bezeichnet.Und deshalb bezeichnete er sich selbst als den Sohn der Witwe.
Maniist es, der diejenige Stufe der menschlichen Seelenentwickelungvorbereitet, die das eigene seelische Geisteslicht such. Alles, was vonihm herrührt, war ein Berufen auf das eigene Geisteslicht der Seele unddas war zugleich ein entschiedenes Aufbäumen gegen alles, was nicht ausder Seele, aus der eigenen Beobachtung der Seele kommen wollte. SchöneWorte rühren von dem Mani her und sind das Leitmotiv seiner Anhänger zuallen Zeiten gewesen. Wir hören: Ihr müsst abstreifen alles dasjenige,was äußere Offenbarung ist, die ihr auf sinnlichem Wege erhaltet! Ihrmüsst abstreifen alles, was äußere Autorität euch überliefert; dannmüsst ihr reif werden, die eigene Seele anzuschauen!
Augustinusdagegen vertritt das Prinzip in einem Gespräch, in dem er sich zumGegner jenes Manichäers Faustus macht -: Ich würde die Lehre Christinicht annehmen, wenn sie nicht auf die Autorität der Kirche begründetwäre. Der Manichäer Faustus sagt aber: Ihr sollt auf Autorität hinkeine Lehre annehmen; wir wollen eine Lehre nur annehmen in Freiheit. Das ist das Aufbäumen des auf sich selbst bauenden Geisteslichtes, dasdann auch in der Faust-Sage in so schöner Weise zum Ausdruck gebrachtwurde.
Wirhaben diesen Gegensatz auch in späteren Sagen im Mittelalter einandergegenübergestellt. Auf der einen Seite die Faust-, auf der anderenSeite die Luther-Sage. Luther ist der Fortsetzer desautoritativen Prinzips, Faust dagegen ist der, der sich aufbäumt, dersich auf das innere Geisteslicht stützt. Wir haben die Luther-Sage: erwirft dem Teufel das Tintenfass an den Kopf. Was sich ihm als Bösesvorstellt, wird beiseite gestellt. Und auf der anderen Seite haben wirdas Bündnis des Faust mit dem Bösen. Es wird von dem Lichtreich derFunke nach dem Reich der Finsternis gesandt, um eindringend in dieFinsternis, die Finsternis durch sich selbst zu erlösen, durch Mildedas Böse zu überwinden. Wenn Sie es in der Weise fassen, so werden sieauch sehen, dass dieser Manichäismus sehr wohl zurechtkommt mit derAuffassung, die wir ausgesprochen haben, von dem Bösen.
Wiemüssen wir uns das Zusammenwirken des Guten und des Bösen vorstellen?Wir müssen es uns aus dem Zusammenklingen von Leben und Form erklären.Wodurch wird das Leben zur Form? Dadurch, dass es einen Widerstandfindet; dass es sich nicht auf einmal in einer Gestalt zumAusdruck bringt. Beachten Sie einmal, wie das Leben in einer Pflanze,sagen wir der Lilie, von Form zu Form eilt. Das Leben der Lilie hateine Lilienform aufgebaut, ausgestaltet.
Wenndiese Form ausgestaltet ist, überwindet das Leben die Form, geht in denKeim über, um später als dasselbe Leben in einer neuen Formwiedergeboren zu werden. Und so schreitet das Leben von Form zu Form.Das Leben selbst ist gestaltlos und würde sich nicht in sich selbstwahrnehmbar ausleben können. Das Leben der Lilie zum Beispiel ist inder ersten Lilie, schreitet weiter zur zweiten, dritten, vierten,fünften. Überall ist dasselbe Leben, das in einer begrenzten Formerscheint, webend ausgebreitet. Dass es in begrenzter Form erscheint,das ist eine Hemmung dieses allgemein flutenden Lebens. Es würde keineForm geben, wenn das Leben nicht gehemmt, wenn es nicht aufgehaltenwürde in seiner nach allen Seiten hin strömenden Kraft. Gerade von dem,was zurückgeblieben ist, was ihm auf höherer Stufe stehend wie eineFessel erscheint, gerade aus dem erwächst im großen Kosmos die Form.
Immerwird das, was das Leben ist, umfasst als Form von dem, was als Leben ineiner früheren Zeit vorhanden war. Beispiel: die katholische Kirche.Das Leben, das in der katholischen Kirche lebt von Augustinus bis ins15. Jahrhundert, ist christliches Leben. Das Leben darinnen istChristentum. Immer wieder kommt dieses pulsierende Leben heraus(Mystiker). Die Form, woher ist die Form? Die ist nichts anderes alsdas Leben des alten römischen Reiches. Das, was in diesem altenrömischen Reich noch Leben war, ist erstarrt zur Form Was da zuerstRepublik, dann Kaiserreich war, was da gelebt hat in seinen äußerenErscheinungen als römischer Staat, das hat sein zur Form erstarrtesLeben abgegeben an das spätere Christentum bis hin zur Hauptstadt, sowie eben früher Rom die Hauptstadt des römischen Weltreiches war.Sogaar die römischen Provinzialbeamten sind durch die Presbyter undBischöfe fortgesetzt worden. Was früher Leben war, wird später Form füreine höhere Stufe des Lebens.
Istes nicht mit dem Menschen geradeso? Was ist das Menschenleben? Diemanasische Befruchtung ist heute des Menschen inneres Leben, das in derMitte der lemurischen Zeit gepflanzt wurde. Dir Form ist das, wassamenartig herübergekommen ist aus der lunarischen Epoche. Damals, inder Mondenzeit, war kamische Entwickelung das Leben des Menschen; jetztist sie die Hülle, die Form. Immer ist das leben einer vorhergehendenEpoche die Form in einer späteren Epoche. In dem Zusammenklingen vonForm und Leben ist zugleich das andere Problem gegeben: das des Gutenund Bösen; dadurch, dass das Gute einer früheren Zeit vereint ist mitdem Guten einer neuen Zeit. Und das ist im Grunde genommen nichtsanderes als eben das Zusammenklingen des Fortschreitens mit seinereigenen Hemmung. Das ist zugleich die Möglichkeit des materiellenErscheinens, die Möglichkeit, zum offenbaren Dasein zu kommen. Das istunser Menschendasein innerhalb der mineralisch-festen Erde: Innenlebenund das zurückgebliebene Leben der früheren Zeit zur hemmenden Formverhärtet. Das ist auch die Lehre des Manichäismus über das Böse.
Wennwir uns von diesem Gesichtspunkt aus weiter fragen: Was will nun derMani und was bedeutet sein Ausspruch, der Paraklet, der Geist zu sein,der Sohn der Witwe? Nichts anders bedeutet das, als dass er vorbereitenwill diejenige Zeit, in welcher in der sechsten Wurzelrasse dieMenschheit durch sich selbst, durch das eigene Seelenlicht geführtwerden wird und überwinden wird die äußeren Formen, sie umwandeln wirdzu Geist.
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Eineüber das Rosenkreuzertum hinübergreifende Strömung des Geistes willMani schaffen, eine Strömung, die weitergeht als die Strömung derRosenkreuzer. Diese Strömung des Mani strebt hinüber bis zur sechstenWurzelrasse, die seit der Begründung des Christentums vorbereitet wird.Gerade in der sechsten Wurzelrasse wird das Christentum erst in seinervollen Gestalt zum Ausdruck kommen. Dann erst wird es wirklich da sein.Das innere christliche Leben als solches überwindet jegliche Form, espflanzt sich durch das äußere Christentum fort und lebt in allen Formender verschiedenen Bekenntnisse. Wer christliches Leben sucht, wird esimmer finden. Es schafft Formen und zerbricht Formen in denverschiedenen Religionssystemen. Nicht darauf kommt es an, dieGleichheit überall zu suchen in den äußeren Ausdrucksformen, sondernden inneren Lebensstrom zu empfinden, der überall unter der Oberflächeda ist. Was aber noch geschaffen werden muss, das ist eine Form für dasLeben der sechsten Wurzelrasse. Die muss früher geschaffen werden, dennsie muss da sein, damit sich das christliche Leben hineingießen kann.Diese Form muss vorbereitet werden durch Menschen, die eine solcheOrganisation, eine solche Form schaffen werden, damit das wahrechristliche Leben der sechsten Wurzelrasse darin Platz greifen kann.Und diese äußere Gesellschaftsform muss entspringen aus derMani-Intention, aus dem Häuflein, das der Mani vorbereitet. Das mussdie äußere Organisationsform sein, die Gemeinde, in der zuerst derchristliche Funke wird so recht Platz greifen können.
Darauswerden Sie entnehmen können, dass dieser Manichäismus zunächst bestrebtsein wird, vor allen Dingen das äußere Leben rein zu gestalten; denn essoll Menschen herbeiführen, die ein geeignetes Gefäß in der Zukunftabgeben werden. Daher wurde auf unbedingte reine Gesinnung und aufReinheit ein so großes Gewicht gelegt. Die Katharer waren eine Sekte,die wie meteorartig auftrat im 12. Jahrhundert. Sie nannten sich so,weil Katharer die Reinen heißt. Es waren Menschen, die hinsichtlichihrer Lebensweise und ihres moralischen Verhaltens rein sein sollten.Sie mussten die Katharsis innerlich und äußerlich suchen, um eine reineGemeinde zu bilden, die ein reines Gefäß sein soll. Das ist es, was derManichäismus anstrebt. Weniger handelt es sich um die Pflege desinnerlichen Lebens das Leben wird auch in anderer Weise fortfließen-, sondern mehr um die Pflege der äußeren Lebensform.
Nunwerfen wir einen Blick auf das, was sein wird in der sechstenWurzelrasse. Da werden das Gute und das Böse einen weitaus anderenGegensatz noch bilden als heute. Was in der fünften Runde für die ganzeMenschheit eintreten wird, dass die äußere Physiognomie, die sich jederschafft, ein unmittelbarer Ausdruck dessen sein wird, was Karma bisdahin aus dem Menschen geschaffen hat, das wird, wie ein Vorklang zudiesem Zustand, in der sechsten Wurzelrasse innerhalb des Geistigeneintreten. Bei denjenigen, bei denen das Karma einen Überschuss anBösem ergibt, wird innerhalb des Geistigen das Böse ganz besondershervortreten. Auf der einen Seite werden dann Menschen da sein voneiner gewaltigen inneren Güte, von Genialität an Liebe und Güte; aberauf der anderen Seite wird auch das Gegenteil da sein. Das Böse wirdals Gesinnung ohne Deckmantel bei einer großen Anzahl von Menschenvorhanden sein, nicht mehr bemäntelt, nicht mehr verborgen. Die Bösenwerden sich des Bösen rühmen als etwas besonders Wertvollem. Es dämmertschon bei manchen genialen Menschen etwas auf von einer gewissenWollust an diesem Bösen, diesem Dämonischen der sechsten Wurzelrasse. Nietzsches blonde Bestie ist zum Beispiel so ein Vorspuk davon.
Diesesrein Böse muss herausgeworfen werden aus dem Strom der Weltentwickelungwie eine Schlacke. Es wird herausgestoßen werden in die achte Sphäre.Wir stehen heute unmittelbar vor einer Zeit, wo eine bewussteAuseinandersetzung mit dem Bösen durch die Guten stattfinden wird.
Diesechste Wurzelrasse wird die Aufgabe haben, das Böse durch Milde soweit als möglich wieder einzubeziehen in den fortlaufenden Strom derEntwickelung. Es wird dann eine Geistesströmung entstanden sein, welchedem Bösen nicht widerstrebt, trotzdem es in seiner dämonischstenGestalt in der Welt auftreten wird. Verfestigt wird sich haben indenen, die die Nachfolger der Söhne der Witwe sein werden, dasBewusstsein, dass das Böse wieder einbezogen werden muss in dieEntwickelung, dass es aber nicht durch Kampf, sondern nur durch Mildezu überwinden ist. Dieses kräftig vorzubereiten, das ist die Aufgabeder manichäischen Geistesströmung. Sie wird nicht absterben, dieseGeistesströmung, sie wird in mannigfaltigen Formen auftreten. Sie trittin Gestalten auf, die sich manche denken können, die aber heute nichtausgesprochen zu werden brauchen. Würde sie sich lediglich auf diePflege der inneren Gesinnung beziehen, so würde diese Strömung nichtdas erreichen, was sie soll. Sie muss sich ausdrücken in der Begründungvon Gemeinden, die vor allen Dingen den Frieden, die Liebe, dasNichtwiderstreben dem Bösen [durch Kampf] als das Maßgebende ansehenund zu verbreiten suchen. Denn sie müssen ein Gefäß, eine Form schaffenfür das Leben, das sich auch ohne sie fortpflanzt.
Nunwerden Sie begreifen, warum Augustinus, der bedeutendste Geist derkatholischen Kirche, der in seinem Gottesstaat geradezu die Form derKirche ausbildet, die Form für die Gegenwart geschaffen hat, warum ernotwendigerweise der heftigste Gegner der Form sein musste, diedie Zukunft vorbereitet. Da stehen sich zwei Pole gegenüber: Faustusund Augustinus. Augustinus, der auf die Kirche baut, auf diegegenwärtige Form; Faustus, der aus dem Menschen heraus den Sinn fürdie Form der Zukunft vorbereiten will.
Dasist der Gegensatz, der sich entwickelt im 3. und 4. Jahrhundert nachChristus. Er bleibt vorhanden und findet seinen Ausdruck in dem Kampfder katholischen Kirche gegen die Tempelritter, Rosenkreuzer,Albigenser, Katharer und so weiter. Sie alle werden ausgerottet vomäußeren physischen Plan, aber ihr Innenleben wirkt weiter. Später kommtder Gegensatz in abgeschwächter, aber immer noch heftiger Form wiederzum Ausdruck in zwei Strömungen, herausgeboren aus einerabendländischen Kultur selbst, als Jesuitismus (Augustinismus) undFreimaurerei (Manichäismus). Die auf der einen Seite den Kampf führen,sind sich dessen alle bewusst, die Katholiken und Jesuiten der höherenGrade; die aber auf der anderen Seite, die im Geiste des Mani den Kampfführen, bei denen sind sich die wenigsten dessen bewusst, nur dieSpitze der Bewegung ist sich dessen bewusst.
Sostehen sich in den späteren Jahrhunderten gegenüber Jesuitismus(Augustinismus) und Freimaurerei (Manichäismus) Das sind die Kinder deralten Geistesströmungen. Daher haben Sie sowohl im Jesuitismus wie imFreimaurertum eine Fortsetzung derselben Zeremonien bei denEinweihungen wie in den alten Strömungen. Die Einweihung der Kirche imJesuitismus hat die vier Grade: coadjutores temporales, scholares,coadjutores spirituales, professi. Die Grade der Einweihung in dereigentlichen okkulten Freimaurerei sind ähnlich. Sie laufen einanderparallel, verfolgen aber ganz verschiedene Richtungen.
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Des weiteren ist im Internet ein Aufsatz von Albert Steffen zu Mani zu finden, der im Anschluss an diese "Vortragsstücke" abgedruckt wurde. Klicken Sie bitte >HIER<